Bemerkung: um die Logik dieser Teilung zu zeigen, sind dem Originaltext der Ausgabe aus 1927 folgende Änderungen hinzugefügt worden:
- „3. Verzehr der Petersilie“ – es wurde „im Salzwasser getunkten“ hinzugefügt,
„8. Verzehr des Bitterkrautes“ – es wurde „im Salzwasser getunkten“ hinzugefügt.
Es ist bemerkenswert, dass Teile I und Teile II einen ähnlichen Aufbau haben:
- am Anfang jedes von ihnen gibt es zwei Punkte – Segen und Händewaschen,
- der dritte Punkt ist Verzehr des im Salzwasser getunkten Krautes.
- In beiden Teilen ist der vierte Punkt mit Matze verbunden, deshalb wurde
der Punkt 4 „Brechen der mittleren Matze“ in einen gleichrangigen Satz:
der Punkt 4 „Brechen der mittleren Matze: Afikoman“ verändert, was mit
der Punkt 11: „Verzehr des Afikoman“ übereinstimmt.
- „12. Dankgebet nach dem Essen“ veränderte man in:
„12. Danksagung für Nahrung“ (darunter besonders für das ungesäuerte Brot des Auszugs aus Ägypten!) und weiter „Bitten um Elias und Messias“ (um ihre Ankunft, um die Erneuerung jenes ursprünglichen Auszugs und darum, dass das ganze Israel in eine neue Wirklichkeit eingeführt wird, in die erwartete Zeit von Messias; Messias wird alljährlich während des Pascha erwartet).
- Mit der gelben Farbe wurde zweimal (im Punkt 4. und 11.) das Vorkommen von Afikoman hervorgehoben. Es ist zu bemerken, dass Afikoman sehr wichtig ist, denn es teilt 14 Punkte des Pascha-Ritus in 4 Teile; jeder Teil besteht aus drei Punkten: 1+2+3 4 5+6+7 8+9+10 11 12+13+14.
- Es muss jedoch unterstrichen werden, dass die Teilung hinsichtlich des Afikoman nicht am charakteristischsten für den Pascha-Ritus ist. Mit verschiedenen Farben wurde in der Tabelle eine Grundteilung markiert, die die Zugehörigkeit von vierzehn Punkten zu vier einzelnen Hauptteilen des Ritus zeigt. Sie sind mit vier Weinbechern verbunden, die eine grundsätzliche Struktur des Ritus konstituieren.
- Der erste Hauptteil konzentriert sich auf der Erzählung der Geschichte Israels und besonders der Patriarchengeschichte; einen speziellen Platz nimmt hier Unglücksdarstellung Israels in Ägypten ein (daher Verzehr der im Salzwasser getunkten Petersilie – Hörer sollen existentiell die Situation bitterer Tränen der Sklaverei „erfahren“. Israeliten bildeten die niedrigste Sozialschicht, sie waren dem Boden nah – so wie auch Petersilie eine miserable Pflanze ist, die gleich am Boden wächst). Die Darstellung einer wunderbaren Intervention Gottes gegenüber Israeliten in Ägypten krönt diese Geschichte, und die Erzählung des Sederleiters verwandelt sich in eine Gebetsaufzählung der 15 von zahlreichen Wohltaten Gottes, die Er ihnen während des Auszugs aus Ägypten bezeigt hat; Gesang des ersten Teiles vom Hallel (d.h. Ps 113-114) drückt die Dankbarkeit Israels für göttliche Intervention aus.
Vor dem Gesang werden jedoch noch liturgische Zeichen erklärt, die im zweiten Hauptteil des Pascha-Ritus stattfinden werden: der Sederleiter erklärt die Bedeutung des Verzehrs vom ungesäuerten Brot, bitteren Kräutern und dem Pascha-Lamm (gegenwärtig wird das Lamm nicht verzehrt, denn es gibt keinen Tempel in Jerusalem – und nur in einem Tempel kann man das Lamm fürs Pascha opfern). Man muss also unterstreichen, dass im ersten Pascha-Teil gelehrt und erzählt wird; man stellt auch Gott als einen treuen Bundespartner dar und zeigt Seine Anforderungen. Daher wird im ersten Teil auch das erklärt, was im zweiten folgen wird.
- Der zweite Hauptteil des Pascha-Ritus ist im offiziellen Teil am bescheidensten, was aber nicht bedeutet, dass er unwichtig ist. Im Gegenteil: vier aufeinander folgende Punkte (in der obigen Tabelle haben sie Nummern: 6, 7, 8 und 9) sind Realisierung des Pascha-Rechtes: jeder Teilnehmer soll eine Matze, die im Salzwasser getunkten Bitterkräuter und eine Matze mit Bitterkräutern essen. Auf diese Weise erfüllt er göttlichen, das Pascha-Lamm betreffenden Befehl: (Ex 12,8) „Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen“. Erst nach der Erfüllung dieser Akte kommt die Zeit für eine reichliche, festliche Mahlzeit, für ein durch das Recht nicht geregeltes Abendmahl.
- Der dritte und vierte Teil des Ritus werden auf nächsten Seiten dargestellt werden.
Es ist aber schon jetzt zu bemerken, dass Verzehr des Afikoman in allen Kommentaren irrtümlich ausgelegt wird als Nachtischverzehr nach dem gerade abgeschlossenem Abendmahl, und die mit Afikomanverzehr verbundenen Gebete – nur als Dankgebete für verzehrtes Abendmahl.
Im dritten Teil wurde deshalb in der obigen Tabelle eine wesentliche Verbesserung des im Jahre 1927 herausgegebenen Textes durchgeführt.
Originell wurde im obigen 14-teiligen Schema vom Pascha-Seder die Teilung in vier Grundteile nicht durchgeführt. Die Grundteile entsprechen den vier Bechern, die diese Struktur konstituieren. Es ist keine leichte Frage, sie ist jedoch ausführbar und notwendig, um den Primär-Ritus des Pascha zu verstehen.
[1] Vgl.
הגדה שׁל פסח Hagada. Opowiadania o wyjściu Izraelitów z Egiptu na pierwsze dwa wieczory święta Pesach. Wydawnictwo Księgarni M. Zalcmana, Wien 1927, S. 5. Die Haggada ist z. Z. in der «Bibliophilen Reprintedition» (Bibliofilska Edycja Reprintów) als ein Reprint zugänglich, der nach einem Exemplar aus Privatsammlungen in der Buchdruckerei Interdruck GmbH in Leipzig ausgeführt wurde, Warszawa 1991. Es gibt auch einen aus 15 Punkten bestehenden Seder, der sich vom obigen nur dadurch unterscheidet, dass Punkt 7. (
מַצָה מוֹצִיא) in zwei Punkte: 7. (
מוֹצִיא) und 8. (
מַצָה) geteilt wurde.