DIE METHODE
DES THEOZENTRISCHEN LESENS
VON Ex 1–18:
Die Entdeckung des literarischen Baues von zwei äußersten Perikopen
Ex 1,1–6,1 und Ex 15,22–18,27

Um einen heiligen Text und die ihm vom Hagiografen/Redakteur gegebene Komposition zu verstehen, sollte man den Text theozentrisch lesen. Dabei soll eine besondere Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden, wann Gott Subjekt der Handlung im Text ist, wann und was ER spricht oder offenbart.

Infolge des theozentrischen, beharrlichen Lesens des heiligen hebräischen Textes vom Buch Ex 1–18 zeigen beide Perikopen folgende literarische Struktur:

Die erste Perikope (1,1–6,1):

1. Teil:
1,1–2,22

Israel schmachtet in der Knechtschaft des tyrannischen Pharaos „I“;
Gott straft den Pharao „I“ nicht.
Gott sichert auf eine unauffällige Art das zahlenmäßige Anwachsen Israels trotz der Bemühungen des Pharaos, der Israel vernichten wollte.

2. Teil:
2,23–4,26

Gott der Väter offenbart sich dreimal Mose; in erster Offenbarung beschenkt Gott ihn mit GOTTESSTAB, mit dem Mose Zeichen/Wunder wirkt; dann deckt Gott ihm den Auszugsplan Seines Volkes aus der ägyptischen Knechtschaft auf.

3. Teil:
4,27–6,1

Israel schmachtet in der Knechtschaft des tyrannischen Pharaos „II“;
Gott straft den Pharao „II“ nicht.
Gott sichert auf eine unauffällige Art die Realisierung von zwei ersten Etappen Seines Planes – der Befreiung von Herrschaft des Pharao „II“. Der Pharao widersetzt sich Mose, unterdrückt Israel und dadurch eben realisiert er die zweite Etappe Planes Gottes.

Die letzte Perikope (15,22–18,27):

1. Teil:
15,22–16,36

Gott führt Sein Volk auf dem Weg der Erkenntnis Seiner Güte und Seines Rechtes.

2. Teil:
17,1–15

Gott stellt dem Volk Mose als Seinen Auserwählten vor, als Führer von Israel, der mit Machtattribut – DEM GOTTESSTAB ausgerüstet ist. Durch Mose führt Gott das Wasser aus dem Felsen heraus und besiegt den Todfeind – die Amalekiter

3. Teil:
18,1–27

Gott führt Sein Volk zur Erkenntnis Seines Rechtes und zur Dankbarkeit Ihm gegenüber.

Beide Perikopen haben einen konzentrischen Bau: sie bestehen aus drei Teilen; zwei äußerste Teile drücken einen analogischen Gedanken aus, der grundsätzlich das gegenseitige Verhältnis zwischen Gott und Volk betrifft (Gott schützt Sein Volk in der Situation der Bedrohung und des Notschreies; Gott erzieht geduldig sein Volk, das zum Klagen allzu geneigt ist). Der Mittelteil dagegen zeigt in beiden Fällen eine besondere göttliche Offenbarung, die mit der Person Mose verbunden ist; Mose ist mit Machtattribut und Zeichen des göttlichen Schutzes ausgerüstet – mit Gottesstab.

Dieser konzentrische Bau beider Perikopen zeigt unumstößlich einen zentralen Platz von Gott in der Geschichte, die Bedeutung Seiner Person und Seines Heilplanes bei dem Auszug der Israeliten aus der Knechtschaft, die Notwendigkeit der Gehorsamkeit und des Vertrauens gegenüber Gott und Seinem Diener Mose sogar in der Situation einer scheinbaren Abwesenheit Gottes oder einer scheinbaren Vernichtung durch den Feind Seiner Pläne.

Der identische Bau beider äußersten Perikopen bedeutet auch, dass es notwendig ist, sie als übereinstimmende Elemente zu verstehen, die, wie eine Klammer, vier übrige Elemente der literarischen Struktur des Buches Exodus 1–18 zusammenheften – wovon die Rede im nächsten Punkt vorliegender Präsentation ist.